
Discover more from Die Schöne Mail

Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein.
– Voltaire
Hallo Freunde!
Glück ist ja ein zweischneidiges Schwert, zumindest in der deutschen Sprache. „Glück haben“ und „glücklich sein“ sind zwei verschiedene Dinge, und andere Sprachen haben dafür auch zwei Vokabeln.
Glück haben kann man als einzelner Mensch, aber auch in Gemeinschaft. Wenn dein Bezirk ausgerechnet deine Straße sonntags zur Spielstraße machen will. Wenn wir den Präsidenten erwischen, der die kluge Rede hält. Wenn einer der wenigen Corona-Experten weltweit zufällig Deutscher ist und uns alles erklären kann — und dieser Verantwortung auch gerecht wird.
Glücklich ist man dagegen eher im kleinen Kreis, dank der „kleinen Glücksmomente“ im Leben. Wenn eins der Kinder was Kluges sagt. Wenn du dieses Lied von Element Of Crime hörst. Wenn du im richtigen Augenblick den Auslöser drückst. Wenn deine Lieblingsband beim Konzert die Zugabe nicht auf der Bühne spielt, sondern davor, inmitten der Zuschauermenge.
Länger hält das Glücksgefühl an, wenn sich diese Momente häufen. Und dabei hilft Gemeinschaft: Ein gemeinsames Leben mit dem richtigen Menschen. Wenn du wegen der 4 Zimmer hergezogen bist und wegen der Nachbarn nicht mehr weg möchtest. (Grüße an dieser Stelle ins Vorderhaus!)
Nun ist hinlänglich bekannt, dass langfristig gesehen das Anhäufen von Zeug nicht so glücklich macht wie das Anhäufen von (gemeinsamen) Erfahrungen. Das war auch mit ein Grund, warum wir unseren Kindern zu Weihnachten für dieses Jahr eine Art Gutscheinheft für gemeinsame Ausflüge geschenkt haben. (Die Corona-Monate werden wir natürlich nachholen.)
Was wäre nun, wenn die Erkenntnisse aus der Forschung helfen würden, das Glücksgefühl besser zu verteilen, quasi als Teil des Wohlstands? Wenn es Staatsaufgabe wäre, Wohlstand nicht nur über Wirtschaftszahlen zu definieren? Schottlands Premierministerin hat dazu ein paar Ideen:
Und die Idee ist übrigens schon mindestens 50 Jahre alt. 1968 sagte Robert Kennedy (Hervorhebung durch mich):
Anscheinend haben wir viel zu sehr, seit zu langer Zeit, die persönliche Vervollkommnung und die Gemeinschaftswerte zugunsten schierer Aufhäufung materieller Werte, aufgegeben […]
Unser Bruttosozialprodukt beträgt jetzt über 800 Milliarden Dollar pro Jahr, aber dieses Bruttosozialprodukt – wenn wir die USA daran messen – rechnet Luftverschmutzung und Zigarettenwerbung ein, und Krankenwagen, die das Blutbad unserer Highways ausräumen. […]
Aber das Bruttosozialprodukt hat keinen Platz für die Gesundheit unserer Kinder, die Qualität ihrer Erziehung oder ihre Freude beim Spiel. Es beinhaltet weder die Schönheit unserer Poesie noch die Stärke unserer Ehen, weder die Intelligenz unserer öffentlichen Debatte noch die Integrität unserer öffentlichen Amtsträger.
Kurzum: Das Bruttosozialprodukt misst alles, außer dem, was das Leben lebenswert macht.
Wieviel glücklicher wäre unsere Gesellschaft, wenn wir es schaffen, andere Kennzahlen für unseren Wohlstand zu finden?
Und würden all die Familien, die derzeit allein gelassen werden, dann vielleicht schneller von der Politik berücksichtigt werden – weil Care-Arbeit auch einen gesellschaftlichen Wert hat?
Spielstraßen-Update
An zwei Sonntagen ist unsere Straße jetzt zur Spielstraße geworden. Es war beide Male relativ ruhig, zeitweise haben Erwachsene die Straße intensiv genutzt.
Ich habe mit einigen interessierten Fußgängern gesprochen, die nach Details gefragt haben. Ein Parkverbot will das Bezirksamt explizit nicht, weil es die Akzeptanz mindern kann. Konflikte gab’s wenige, nur ein Autofahrer hat allen Ernstes nach der Anordnung gefragt. Ähnliche Skepsis auch bei den Kommentaren unter dem RBB-Artikel. Diese Menschen, die meinen, jemand würde aus einer Laune heraus eine Warnweste anziehen, Sperren auf die Straße stellen und Autos freundlich auf die Spielstraße hinweisen – was stimmt mit denen nicht?
Humor
Aufmerksamer Kellner sieht das leere Bierglas und fragt den Gast: „Noch eins?“
Der Gast, verwirrt: „Was soll ich denn mit 2 leeren Gläsern?“
zum Sehen: So baut man eine stabile Sandburg
zum Hören: Sinnlose Statistiken
Rezeptideen
grünen Spargel grillen!
Ramen-Nudelsuppe (kann nach Belieben angepasst werden: Pak Choi statt Spinat, Champis statt Shiitake – und nehmt unbedingt Sesamöl!)
Spargel-Gratin
Fernsehtipps
auch die neue Staffel von The Marvelous Mrs. Maisel (Amazon) ist sehenswert, und Tony Shalhoub (Monk) einfach zum Brüllen komisch
auf YouTube gibt’s 200 Celebrity Death Matches von MTV
Greatest Showman ist ein toller Film und hat den Kindern sehr gefallen
Zum Schluss
Hat euch die Schöne Mail gefallen? Leitet sie bitte weiter!
Habt ihr Ideen und/oder passende Links? Schreibt mir, was euch auf dem Herzen liegt!
Bis zur nächsten Ausgabe!
Viele Grüße, André